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ERASMUS+ Murat, France - Green Travelling

In der zweiten Oktoberwoche fand die letzte Mobilität des ERASMUS+ Projektes „Green Buildings“ in Murat, in der Region Cantal, in Frankreich statt.

Die sechs Schüler:innen des 3. Jahrganges der Bauabteilung Klaus Berger, Lisa Herfort, Lena Moricz, Mark Pfnier,  Fynn Schlögl und Leni Stubits nahmen daran teil. Begleitet wurden sie von Prof. DI Michael Petrakovits und Prof.in DIin Gyöngyi Fettik.

Im Projektvertrag war „Green Travelling“ vereinbart und daher flogen wir nicht mit dem Flugzeug, sondern verwendeten den Zug und den Fernbus um unsere Partnerschulen zu besuchen. Das Flugzeug hätte 711% mehr an CO2 Emissionen verursacht. Wir ersparten dem Klima 4.785 kg CO2 und bescherten uns eine sehr lange An- und Abreise.

Am Donnerstagabend fuhren wir mit dem Bus von Oberwart nach Wien. Die geplante Ab­fahrtszeit des Zuges war 23:30 Uhr. Mit einer Stunde Verspätung starteten wir von Wien mit dem Nachtzug nach Stuttgart wo wir, mit einer halben Stunde Verspätung ankamen. Von dort ging es weiter mit dem ,,Flixbus‘‘ nach Paris. Der direkte Nachtzug von Wien nach Paris war in diesem Zeitraum leider nicht buchbar. Den erforderlichen Transfer vom Zug- zum Bus­bahnhof absolvierten wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die Fahrt nach Paris dauerte lt. Fahrplan ca. 10 Stunden. Bis zur Haltestelle Disneyland Paris wurde dieser auch exakt eingehalten. Auf der Stadteinfahrt nach Paris ereigneten sich jedoch leider zwei Unfälle und infolgedessen bildete sich ein Verkehrsstau. Eine verspätete Ankunft um eine Stunde war die Folge. Den Ticketkauf für die Metro und die Fahrt mit dieser ins Hotel erledigten wir ohne größere Probleme. Eigentlich hatten wir geplant gemeinsam essen zu gehen. Aufgrund der späten Ankunft im Hotel, eine halbe Stunde vor Mitternacht, ließen wir das Essen ausfallen und begaben uns unverzüglich in unsere Betten.

Am nächsten Tag war sightseeing in Paris angesagt. Hotel de Invalide, Pont Alexandre III, Grand and Petite Palais, Champs-Elysees, Place de la Concord, Louvre, Sainte-Chapelle, Kathedrale Notre-dame de Paris, Mittagessen, mit dem Lift auf den Eiffelturm, Sacre-Coeur, Moulin Rouge selbstverständlich nur von außen, waren die Stationen. Bei unserer Tour fiel uns auf, dass am Place de la Concorde ein Bereich für das public viewing des Rugby World­cups, welcher zurzeit in Paris stattfand, abgesperrt war. Zu diesem begaben wir uns am Abend und verfolgten das Spiel Irland gegen Schottland, welches Irland gewann. Mit der Metro ging es zurück ins Hotel.

Der nächste Tag begann um halb acht Uhr morgens mit der Fahrt zum Bahnhof Bercy, von welchem unser Zug nach Murat abfuhr. Die Route mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Bahnhof hatten wir detailliert geplant. Wir wussten nur nicht, dass an diesem Tag die Metro, mit welcher wir den größten Teil der Strecke zurücklegen wollten, gesperrt war. Der Bus­fahrer teilte uns dies ausführlich auf Französisch mit. An der Bushaltestelle, etwas ratlos stehend, sprachen wir eine vorbeikommende Passantin an. Glücklicherweise sprach sie Englisch und fuhr in dieselbe Richtung in welche wir, ihrer Auskunft nach, mussten. Daher teilte sie uns mit, dass wir ihr folgen sollten. Über eine Baustelle stolperten wir mit unseren Koffern zum Eingang der Haltestelle der Schnellbahn. Weiter als bis zum Eingang der Station konnte wir ihr nicht folgen, da unsere Tickets nicht für die Schnellbahn galten und der Ticket­automat an diesem Eingang nicht funktionierte. Wir suchten einen anderen Eingang, kauften uns Tickets und bestiegen die Schnellbahn. Von der Endstation der Schnellbahn bis zum Bahn­hof Bercy war ein Bus als Ersatz für die Metro eingerichtet. Drei Minuten vor der Abfahrt bestiegen wir den Zug.

Der geplante und zeitlich einkalkulierte Essenskauf am Bahnhof fiel aus. Die gemütliche Zugfahrt in Richtung Süden genossen wir verdient und auch Kleinigkeiten zu essen und zu trinken waren im Zug erhältlich. Nicht zu vergessen das ausgezeichnete WLAN und die Stromversorgung für die diversen, heutzutage nicht mehr wegzudenkenden, electronic devices zur Aufrechterhaltung der connectivity.

In Clermont Ferrand stiegen die Schüler und Lehrerinnen unserer Projektpartner aus französisch Guyana zu. Wir erreichten Murat gemeinsam nach ca. 6,5 Stunden Zugfahrt pünkt­lich um 14:46 Uhr und wurden von Adam, einem Lehrer der dortigen Schule, am Bahn­hof herzlich begrüßt. Er führte uns zum nahegelegenen Hotel, in welchem wir in dieser Woche übernachteten. Am Abend bekamen wir Abendessen im Hotel und um halb sieben trafen die Schüler:innen aus Tschechien mit ihren Lehrerinnen im Hotel ein.

Nach einer erholsamen Nacht gingen wir am nächsten Morgen zu fuß zur Schule Lycée Professionnel du Batiment. Nach der Begrüßung folgten an diesem Tag die Präsentation und die Besprechung des Wochenprogrammes, die Besichtigung der Schule und ,,ice breaking activitys‘‘. Die Schule ist spezialisiert auf das Arbeiten mit Holz. Die Schüler:innen kommen aus der weiteren Umgebung von Murat und daher ist auch ein Internat an die Schule ange­schlossen. Am Abend trafen wir uns am Sportplatz der Schule und bekamen eine Einschulung in die Sportart Ultimate Frisbee. Nach einigen Übungen mit der Frisbeescheibe spielten wir Matches gegeneinander. Im Speisesaal des Internates bekamen wir, wie auch an den anderen Tagen, gemeinsam mit den lokalen Schüler:innen unser Mittag- und Abendessen in dieser Woche.

Am Dienstag fuhren wir mit dem Bus zu einem renovierungsbedürftigen Landhaus mit fabel­hafter Aussicht. Unter der Anleitung von zwei Mitarbeiterinnen eines Vereins, welcher Haus­besitzer, die ihre Häuser sanieren wollen berät und unterstützt, bearbeiteten wir in Gruppen den ganzen Tag Themen zum Schwerpunkt Renovierung. Zum Beispiel über mögliche Planungs­varianten und die dabei zu berücksichtigenden Gegebenheiten und technischen Grundlagen, über deren praktische Umsetzung und die Koordination der erforder­lichen Fachfirmen. Jede Gruppe hatte Bodenproben aus ihrem Heimatland mitge­bracht und wir lernten und führten Untersuchungsmethoden durch, um diese auf ihre Verwendbarkeit als Material für die Herstellung von Innenputz aus Lehm zu prüfen. Zu Mittag verspeisten wir die mitgebrachten Lunchpakete bei wundervollem Wetter, toller Aussicht und herrlichen Spät­sommertemperaturen. Das Abendessen erhielten wir, wieder gemeinsam mit den Schüler:innen des Internates, im Speisesaal der Schule.

Mittwoch hieß es früh aufstehen. Um 6:45 Uhr fuhren wir mit dem Bus von der Schule zum Puy de Dome. Ein, aus geologischer Sicht, noch nicht erloschener Vulkan. Dieser ist zwar seit 8.000 Jahren nicht mehr ausgebrochen, aber für Vulkanologen gilt ein Vulkan erst als erloschen, wenn es seit 10.000 Jahren keinen Ausbruch mehr gab. Der Gipfel des Puy de Dome ist zu fuß oder mit einem Zug zu erreichen. Aus Zeitgründen nahmen wir den Zug. Auf dem Gipfel erhielten wir eine eineinhalbstündige Führung. Im Rahmen derer umrundeten und erklommen wir den Gipfel. Auf dem Gipfel wurden, bei Bauarbeiten für die Errichtung einer Wetterstation, die Reste eines gallorömischen Tempels gefunden, welcher Mercury, dem Gott des Handels, gewidmet war. Die Wetterbeobachtungsstation wurde errichtet, weil die Erhebungen in diesem Gebiet das erste Hindernis für Wolken, welche vom Atlantik Richtung Osten auf das Festland ziehen, bilden. Daher regnet es auf der Westseite der Erhebungen häufig und viel und auf der Ostseite ist es eher trocken.

Am Fuße des Puy de Dome liegt die Stadt Clermont Ferrand. In dieser wurde der berühmte Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal geboren. Er entwickelte unter anderem die ersten Rechenmaschinen und damit die Grundlagen für die von uns heute verwendeten Computer.

Ein wichtiges wissenschaftliches Thema seiner Zeit war die Frage, ob es ein Vakuum, also einen Ort an dem nichts und damit, nach damaliger Denkweise, auch Gott nicht existiert. Die Frage bezüglich Gottes konnte bis heute nicht geklärt werden, aber ein damals entwickelter Versuch bezüglich des Vakuums, führte zu einer Möglichkeit den Luftdruck zu messen. Blais Pascal stellte fest, dass der Luftdruck nicht überall gleich groß ist und hatte die Vermutung, dass dieser von der Höhe abhängig ist. Er selbst lebte zu dieser Zeit im eher flachen Paris und bat daher seinen Schwager, einen Versuch in Clermont Ferrand und am Gipfel des Puy de Dome durchzuführen. Die Ergebnisse bestätigten seine Vermutung und führten, unter anderem, zu einem besseren Verständnis der Wettervorgänge.

Das Gebiet um den Gipfel wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Ober­fläche der Erde wird aus sieben, voneinander getrennten und sich sehr langsam bewe­genden, sogenannten „tektonischen Platten“, gebildet. Die afrikanische Platte bewegt sich in Richtung der europäischen Platte und dadurch wäre in diesem Gebiet die europäische Platte gedehnt und danach gespalten worden. Hätten die damals herrschenden Kräfte weiter­gewirkt, bestünde unser Kontinent heute aus einem Festlandteil und einer Insel, welche aus Portugal, Spanien und einem Teil von Frankreich gebildet würde. Dazwischen befände sich ein Meer. Die Richtung der Kräfte änderte sich jedoch und daher ist heute hier eine Ebene, infolge der Dehnung, an deren Rand sich steile Hänge befinden, zu sehen. Derartige Zonen gibt es zahlreiche auf der ganzen Welt, aber in diesem Gebiet fanden diese Vorgänge geo­logisch gesehen vor so kurzer Zeit statt, dass die dadurch entstandenen Landschaftsformen noch sichtbar sind und noch nicht von der Erosion abgetragen wurden.

Zu Mittag gab es wieder Lunchpakete, welche wir am Fuße des Puy de Domes verspeisten.

Mit dem Bus fuhren wir weiter nach Clermont Ferrand. In dieser Stadt wurde ein altes Spital geschlossen und in diesem Gebiet wird derzeit ein neuer Stadtteil errichtet. Das größte Problem dabei ist, einen Kompromiss zwischen der Erhaltung der alten Bausubstanz und der Adaptierung und Neuerrichtung von Gebäuden zu finden. Wir teilten uns in zwei Gruppen, welche abwechselnd die Baustelle besichtigten und einen Vortrag über das Projekt erhielten. Nach einer kurzen freien Zeit für die Besichtigung von Clermont Ferrand fuhren wir mit dem Bus zurück nach Murat, wo wir um 20:30 Uhr ankamen und das Abendessen in der Kantine des Internates zu uns nahmen.

Donnerstag war der Tag, an dem jede Gruppe die Ergebnisse ihrer Arbeit seit dem letzten Treffen zum jeweiligen ihr zugeteilten Thema, den anderen mitteilte. Unsere Präsentation zum Thema „Renovation“ beinhaltete Methoden der Verbundholzbauweise, der Trocken­legung und der Bauwerksunterfangung. Im Anschluss daran hatte wir in Gruppen Versuche zu den Themen Temperaturentwicklung bei außen- und innenliegender Wärmedämmung, dem Verhindern von aufsteigender Feuchtigkeit, Widerstandsfähigkeit von Baumaterialien gegen Wasserdampf und Klassifizierung von Materialien bezüglich deren Wärmedämm­eigen­schaften zu absolvieren. Zum Abschluss musste jede Gruppe die Ergebnisse präsentieren.

Danach hatten die Schüler:innen Freizeit und die Lehrer:innen ein Teammeeting, bei welchem sie den weiteren Verlauf des Projektes besprachen.

Am Freitag fuhren wir mit dem Bus in die nahegelegene Ortschaft, Saint Flour und absol­vierten Führung, in welcher uns die Geschichte des Ortes und der Umgebung, die Archi­tektur, die verwendeten lokalen Materialien, sowie die thermischen Sanierungs- und Revitalisierungs­möglichkeiten nähergebracht wurden. Nach einer kurzen freien Zeit für die Besichtigung gab es Lunch im Park und danach fuhren wir mit dem Bus zu einer cheese factory. In dieser Gegend weiden zahlreiche Kühe auf den Wiesen der sanften Hügel­land­schaft aus deren Milch Käse produziert wird. In dem von uns besuchten Betrieb leben 40 Kühe, von denen 140.000 Liter Milch im Jahr gemolken und aus welchen 50 Tonnen Käse in 5 Sorten produziert werden. Nach einer Käseverkostung wanderten wir ca. eine Stunde zurück nach Murat. Den Rest des Tages verbrachten wir mit packen und den Vorbereitungen für unsere Rückfahrt am nächsten Tag.

Am Abend fand ein gemeinsames Abschlussessen in einem Restaurant statt. Bei diesem konnten wir für die Region typische Speisen verkosten.

Der Samstag begann sehr früh mit dem Aufstehen um 5 Uhr. Mit dem Bus fuhren wir nach Clermont Ferrand, danach weiter mit dem Flixbus über Lyon nach Mailand wo wir, nach 9 Stunden Busfahrt, um 17:20 Uhr ankamen. Mit der Metro wechselten wir vom Bus- zum Zugbahnhof, an welchem unser Nachtzug nach Wien um 21:26 Uhr abfuhr. Wir trafen am nächsten Tag etwas verspätet um ca. 10:00 Uhr in Wiener Neustadt ein, bestiegen die Linie B09 und waren um 12:11 Uhr in Oberwart.

Wir hatten eine anstrengende Heimreise und eine sehr intensive Woche, mit vielen Ein­drücken und neuen Erfahrungen absolviert. Wir freuten uns auf einen langen Schlaf in unseren eigenen Betten und selbstverständlich darauf, wieder in die Schule gehen zu dürfen und unsere Freund:innen zu treffen. 

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