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„Mental Health Days“ – die psychische Gesundheit im Fokus

Pädagoginnen und Pädagogen haben neben der Erfüllung des Bildungsauftrages auch die Aufgabe, sich um das psychische Befinden der Schülerinnen und Schüler zu kümmern. Die Lehrkräfte sind tagtäglich mit den Sorgen, Problemen und Nöten der Jugendlichen konfrontiert, wie etwa Stress im Schulalltag, Fragen der Persönlichkeitsentwicklung, emotionalen Problemen in der Familie, Angst, depressiven Verstimmungen, Erfahrungen in der Pandemie und Sorgen um die Umwelt und das politische Klima.
Die HTL Pinkafeld bietet ihren Schülerinnen und Schülern mit dem „Talk-Team“ ein schulinternes niederschwelliges Gesprächs- und Beratungsangebot an, um ihnen bei Problemen die nötige Unterstützung und Orientierung zu geben. Die Jugendlichen können mit jeder Art von Anliegen rasch, vertraulich und unkompliziert mit speziell ausgebildeten Vertrauenslehrkräften und den Schulärztinnen ins Gespräch kommen. 
Damit das Bewusstsein für psychische Themen noch mehr gestärkt und das Sprechen über mentale Probleme immer mehr zur Selbstverständlichkeit wird, wurde an der Schule das zweitägige Projekt „Mental Health Days“ durchgeführt.

Am 7. und 8. Februar 2024 fanden erstmals die „Tage der psychischen Gesundheit“ an der HTL Pinkafeld statt. Expertinnen und Experten aus verschiedenen renommierten Organisationen thematisierten mit über 1.000 Schülerinnen und Schülern Fragen zum psychischen Wohlbefinden.
Konkret wurden in jeweils einer Schulstunde pro Jahrgang diffizile Themen in altersgerechter Form besprochen. Leistungsdruck, Prüfungsangst, Sucht, Depression, Suizidalität und Ängste waren Schwerpunkte, die das professionelle, hochmotivierte Team um Golli Marboe bearbeitete. Marboe ist der Initiator der „Mental Health Days“. Der Medienexperte, Journalist und Buchautor hat es sich aus persönlicher Betroffenheit zur Aufgabe gemacht, Themen zur psychischen Gesundheit und die Bereitschaft, über sie zu sprechen, in das öffentliche Bewusstsein zu bringen. An der HTL Pinkafeld führte er die evidenzbasierte Vortragsreihe mit seinem Sohn Sebastian Marboe, den Psychotherapeutinnen Julia Dier und Sandra Burgstaller sowie dem Sozialarbeiter Michael Mijailovic durch.

Die Schülerinnen und Schüler wurden aktiv in das Projekt eingebunden. Durch animiert aufbereitete Informationen und eine interaktive Form von Echtzeit-Feedback entstand ein multisensorischer Vortrag. Praktische Beispiele und Erfahrungsberichte sowie ein während der Vortragsreihe angefertigtes Graphik-Protokoll rundeten die Infos ab.
Das klar kommunizierte Ziel der Veranstaltung ist es, fundiertes Wissen über mentale Gesundheit zu vermitteln und die Jugendlichen darüber aufzuklären, wo sie praktische Tipps und Hilfestellungen bei psychischen Problemen bekommen.
Im Rahmen der „Mental Health Days“ gab es an der HTL Pinkafeld auch ein eigenes Modul für die Pädagoginnen und Pädagogen und eine Abendveranstaltung für Eltern und Erziehungsberechtigte. Golli Marboe wies auf äußerst empathische Weise darauf hin, wie wichtig es für das psychische Wohlbefinden von Menschen, vor allem Jugendlichen, ist, in ihrer gesamten Persönlichkeit wertgeschätzt zu werden. In unserer Gesellschaft entstehe aber oft das Gefühl, der Wert als Mensch sei an einzelne, punktuell erbrachte Leistungen geknüpft. Er schloss seine Vorträge mit dem Hinweis auf professionelle Hilfsangebote und Kontaktdaten für psychosoziale Unterstützung.

Golli Marboe hat im engsten Familienkreis einen Suizid erfahren müssen. Sein Anliegen ist es, die nach wie vor vorhandene Tabuisierung von Depression und Suizidalität aufzubrechen. In Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Beirat der Universität Wien der Kinder- und Jugendpsychiatrie erarbeitete er das Konzept der „Mental Health Days“. Sein Credo lautet: Über Probleme und Ängste zu reden und Hilfe anzubieten, kann Leben retten. Er plädiert für eine offene und klare Kommunikation, das Sichtbarmachen von psychischen Problemen, Entstigmatisierung von Betroffenen und das aktive Suchen, Anbieten und Einfordern von Hilfe bei psychischen Belastungen.
Marboe zieht einen eindrücklichen Vergleich mit der körperlichen Gesundheit: Bei einem gebrochenen Fuß wisse jeder, welchen Arzt man aufsuchen müsse. Bei psychischen Problemen seien die Betroffenen und ihr Umfeld zumeist überfordert.  Aus Unsicherheit bleibe man passiv, was mitunter fatal enden könne.
Rat-auf-Draht-Beraterin Christine Piriwe bringt es auf den Punkt: „Wir müssen es ganz klar aussprechen: Es gibt psychische Erkrankungen und Belastungen. Die Jugendlichen sollen wissen, was sie in einer belastenden Situation tun können und an wen sie sich wenden können. Das sollte normalisiert werden, wie ein Besuch bei der Hausärztin oder beim Hausarzt.“

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